Mahret Ifeoma Kupka
Mahret Ifeoma Kupka interessiert sich für Fragestellungen wie „Lässt sich Mode in eine Ausstellung übersetzen?“ und für kuratorische Strategien im Umgang mit Objekten. (mehr …)
Mahret Ifeoma Kupka interessiert sich für Fragestellungen wie „Lässt sich Mode in eine Ausstellung übersetzen?“ und für kuratorische Strategien im Umgang mit Objekten. (mehr …)
Zu Besuch bei Monika Linhard in ihrem Atelier auf dem Gelände der Milchsackfabrik im Gutleutviertel. Fünfzehn Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt, fühlt sich das für Frankfurter:innen ziemlich weit draußen an. Über dem Tisch, an dem wir Platz nehmen, baumelt eine fragile schwebende Zwischendecke. Sie erinnert an ein Mobile. Dinge, Objekte oder Materialproben, die Monika Linhard inspirieren, die sie findet, auch in ihrem eigenen Atelier, steigen auf in diese Wolke. “Die Fundstücke liegen herum, ich ziehe sie unter dem Tisch hervor und lege sie dort oben ab.“ Ein Zwischenlager. Formgespräch nennt es die Künstlerin.
Das Gelände der Milchsackfabrik, einigen bekannt durch das Tanzhaus West, gehörte früher dem Erben der Farbenfabrik Dr. C. Milchsack. Seiner Wertschätzung ist es zu verdanken, dass die Milchsackfabrik nicht der Immobilienspekulation zum Opfer fiel. 2019 verkaufte er seine Immobilie an die städtische Konversions-Grundstücksentwicklungsgesellschaft der Stadt Frankfurt (KEG). Kulturgelände und Ateliers konnten erhalten und weiter genutzt werden.
Monika Linhard ist in verschiedenen Verbänden und Initiativen aktiv. Und mit Line Krom und Haike Rausch eine von drei Sprecherinnen für Bildende Kunst der Koalition der Freien Szene Frankfurt: Eine Interessensgemeinschaft freischaffender Künstler:innen aus Bildender Kunst, Musik, Theater, Film und Literatur: www.koalition-freieszeneffm.de. Derzeit führt die Koalition der Freien Szene Gespräche mit den kulturpolitischen Sprecher:innen der Parteien der Römerkoalition. Ziel ist zunächst, über den Berufsalltag im Kulturbetrieb zu informieren.
Sachliche Aufklärungs- und Informationsarbeit ist der erste Schritt. Priorität in den Gesprächen hat die Forderung von Ausstellungshonoraren in öffentlich geförderten Institutionen und die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen freischaffender Künstler:innen. „Viele Verantwortliche in der Politik haben keine Vorstellung davon, wie Künstler:innen arbeiten und was sie verdienen und dass mehr als 90 % nicht von ihrer Arbeit leben können. Die Pandemie hat ein bisschen geholfen und die prekäre Situation sichtbar gemacht.“ Brauchten wir wirklich eine Pandemie, um in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Arbeitsbedingungen im Kunstbetrieb zu schaffen?
Inzwischen ist Monika Linhard auf die Leiter gestiegen. Jedes Fundstück auf dem Mobile hat seine eigene Geschichte, auch die grüne Plastiktüte. Monika Linhards Arbeiten sind sehr erzählerisch. Die Frage nach einem der Objekte führt uns auf Umwegen in ein Gespräch zu ihrem Werdegang: „Ich habe einen für Künstlerinnen eher ungewöhnlichen Lebenslauf. Ich habe sehr früh Kinder bekommen.“ Monika Linhard lebte damals in einer gesellschafts- und konsumkritisch orientierten Wohn- und Arbeitsgemeinschaft in einer ehemaligen Brauerei in der Rhön. Neben einem landwirtschaftlichen Betrieb führten die Bewohner:innen auch mehrere Werkstätten, unter anderem für Holzbearbeitung und Bronzeguss. Monika ist gelernte Holzbildhauerin. Erst mit 29 Jahren nahm sie ihr Kunststudium an der Gesamthochschule Kassel auf. „Ich hatte zwei kleine Kinder und musste auch Geld verdienen. Während meines Studiums lebte ich weiterhin in der Rhön, nahm aber an den wöchentlichen Korrekturgesprächen und Seminaren teil.“ In dieser Lebenssituation hat Monika Linhard eine ganz eigene Arbeitsweise gefunden: Listen geführt, Arbeitshefte angelegt und Kriterien entwickelt für die konsequente Selbstbewertung ihrer Arbeiten. „Aber das Wichtigste im Studium passiert beiläufig oder zufällig oder im Austausch mit den anderen Studierenden. Das hat mir sehr gefehlt!"
Künstlernamen, die in unserem Gespräch immer wieder fallen: Louise Bourgeois, Alberto Giacometti, Bruce Naumann, Joseph Beuys. Giacometti erweitert die Figur um den Raum, Beuys bringt das Material zum Sprechen.
„Wenn man sich darauf einlässt, kann man das Material auch lesen. Man nimmt es in die Hand, man spürt das Gewicht, man fühlt die Oberfläche, man riecht das Material; oder die Lichtverhältnisse verändern sich und man erkennt plötzlich eine ganz andere Struktur.“
Das ist eine sehr klare Entscheidung. Und warum? „Ich erkannte, dass alles, was ich anfasse, zu einem Kopf wurde oder zu einer Figur. Das war mir zu fokussiert, zu eng.“ Nach einiger Zeit und nach vielen Experimenten mit verschiedenen Materialien auch die Entscheidung: Holz ist es gar nicht.
Aus persönlichen Gründen ist Monika zu der Beschäftigung mit Alltagsgegenständen gekommen: „Meine Eltern sind sehr früh gestorben und ich habe viele Dinge des täglichen Lebens von ihnen geerbt. Die habe ich nach und nach mit ins Atelier genommen und begonnen, deren Form, Material und Bedeutungsinhalt zu erforschen.“
Der frühe Tod der Eltern und das Erbe waren der Anlass, sich mit Alltagsgegenständen zu beschäftigen, diese Geschichte ist aber heute für die künstlerische Arbeit nicht mehr wichtig. „Ich habe analytisch damit gearbeitet.“ Und Fragen gestellt.
Monika Linhard arbeitet auch als Grafikerin. „Meine Situation war ökonomisch sehr angespannt durch zwei Kinder, ich habe nie geheiratet, mich in keine Versorgungssicherheit hineinbegeben.“ Sie hat beschlossen, sich ein zweites Standbein aufzubauen, Lehrgänge besucht, in Agenturen gearbeitet. Heute arbeitet Monika projektbezogen als Grafikerin im Printbereich. „Ich habe immer versucht, Jobs zu finden, bei denen ich etwas lernen konnte, dass auch meiner künstlerischer Arbeit nützt.“
Wir kommen zu unserer Lieblingsfrage: Was bedeutet für Dich Erfolg? Ein schwieriges Wort, findet Monika Linhard.
„In unserer Gesellschaft werden ja häufig Geld und Erfolg gleichgesetzt. Das sehe ich differenzierter.“ Aber auch Anerkennung und Wertschöpfung bekommen wir oft in Form von Geld. Ein Spagat, den man immer wieder machen muss. Und auch bei den Forderungen der Koalition der Freien Szene geht es letztendlich um Geld – ganz frei machen können wir uns davon nicht.
Aktuelle Projekte? Woran arbeitet Monika Linhard zurzeit? Soeben ist der erste Band ihres zweiteiligen Werkverzeichnisses im KANN-VERLAG erschienen. „Mein Werkverzeichnis zu erstellen, würde ich schon als Anerkennung meiner selbst verstehen. Es war interessant und überraschend zu sehen, was ich alles gemacht habe.“ Zudem hat Monika Linhard das NEUSTART KULTUR: NEUSTARTplus-Stipendium des Kunstfonds erhalten. Gefördert werden bildende Künstler:innen für einen Zeitraum von sechs Monaten, um ohne wirtschaftliche Einschränkungen an ihrem Werk arbeiten zu können. Monika Linhard wird sich im Rahmen des Stipendiums verstärkt mit dem Thema Licht befassen und den Zusammenhang von Licht, Luft und Thermik künstlerisch untersuchen.
Monika Linhards Arbeit geht deutlich über das skulpturale hinaus, sie schafft große ortsspezifische Installationen im Raum. Auch die grünen Plastikfahnen im Atelier sind Reste von solchen Installationen. Mit der grünen Baufolie werden z. B. Fenster abgeklebt, wenn verputzt oder gestrichen wird. In hauchdünne Schichten übereinandergelegt ergeben sich viele verschiedene Abstufungen von Transparenz. Die Eigenschaften und ästhetische Qualität von Material und Alltagsgegenständen bilden den Ausgangspunkt von Monika Linhards künstlerischer Arbeit. Blättert man durch den ersten Band ihres Werkverzeichnisses, so findet man auf den monochromen Seiten, die die einzelnen Kapitel voneinander trennen, eine Reihe von Begriffen: transparent – farbig – überdimensioniert – ornamental steht da; oder luftig – schweben – schwanken – strömen – hell – thermisch. Zu Beginn ihrer künstlerischen Karriere hatte Monika Linhard in der alten Brauerei in der Rhön sehr, sehr viel Platz und konnte große Räume nutzen:
Diese Großzügigkeit hat ihr Schaffen geprägt.
Wir sind zu Besuch bei Bárbara Luci Carvalho auf dem Protagon-Gelände in Frankfurt Fechenheim, Sitz des antagon Theaterkollektivs. antagon ist nicht nur eine Arbeits-, sondern auch eine Lebensgemeinschaft: Zwischen Probebühne, Büros und Gemeinschaftsküche wohnen zurzeit 25 Erwachsene und vier Kinder.
Bárbara Luci Carvalho ist Performerin, Tänzerin und Theaterpädagogin. Vor knapp 12 Jahren hat Bárbara in Brasilien an einem Workshop von antagon teilgenommen. Nach dem Studium der Theaterpädagogik vermisste sie die Erfahrung in in der Gruppe und das Arbeiten in einer Theatergemeinschaft. So fiel die Entscheidung, sich dem Theaterkollektiv anzuschließen und nach Frankfurt zu kommen. Zunächst hat sie für antagon als Schauspielerin gearbeitet und Schauspielunterrricht gegeben. Nach vielen gemeinsamen Projekten und Erfahrungen performt Bárbara heute in fast allen Theaterproduktionen, ist Teil der Organisation und in viele Veranstaltungen eingebunden. Vor fünf Jahren hat sie das Internationale Frauen*Theater-Festival ins Leben gerufen dessen künstlerische Leiterin sie ist.
In der Auseinandersetzung mit ihrer neuen Lebensrealität in Frankfurt ist sie auf Themen gestoßen, die es zu vertiefen galt: Machtverhältnisse, die sich in Diskriminierung, Rassismus und Sexismus ausdrücken. Bárbara hat sich außerdem für ein Zweitstudium entschieden. Am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen macht sie derzeit im internationalen Studiengang für Choreografie und Performance ihren Master. “In meinem Studium geht es darum, neue experimentelle Formen von Tanz, Theater und Körperarbeit zu finden und interdisziplinär zu arbeiten. In diesem Rahmen forsche ich zu zeitgenössischem afrikanischen Tanz im politischen und ästhetischen Diskurs. Hier in Europa begreife ich immer mehr die Haltung einer weißen herrschenden Kultur im Verhältnis zu afro-diasporischer Ästhetik. Natürlich geht es dabei auch um meinen eigenen schwarzen, Körper und darum, was das für meine künstlerische Arbeit hier heißt. Ich habe für mich entdeckt, gesellschaftspolitische Themen mittels Theater oder Tanz in Szene zu setzen.”
Auch das Studium gibt ihr die Freiheit zu experimentieren, ohne dafür gleich eine bestimmte Form finden zu müssen. “Ich kann den Themen, die mich interessieren, eine Bühne geben. Performance ist für mich die Form, in der ich die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen beginnen oder vor Publikum darstellen kann.” Innerhalb des Produktions- und Künstler*innenprojektes antagon im Frankfurter Osten leitet Bárbara auch zwei europäische Erasmusprojekte für Erwachsenenbildung. Themen sind der Feminismus in der Darstellenden Kunst (“Women performing Europe”) und die De-kolonialisierung der Tanz- und Theaterausbildung (“Reconnect dance and theater training in dialog with the global south”).
Auf dem Gelände von Protagon e.V. steht auch der Tourbus des antagon Ensembles, mit dem die Schauspieler*innen Theaterfestivals in ganz Europa bereisen: Polen, in Frankreich, Spanien, aber auch Lateinamerika. 2019 hat antagon z.B. auf dem Internationalen Fadjr-Festival in Teheran gespielt.
Im vergangenen Jahr wurden alle Festivals wegen der Corona-Pandemie abgesagt. In Frankfurt und Umgebung hat antagon unter Einhaltung strenger Hygieneregeln mobile Theaterprojekte auf der Straße realisiert. Auch im ländlichen Raum, in kleinen Gemeinden oder sozialen Brennpunkten. Es war eine bewusste politische Entscheidung, sich auf diese Art im öffentlichen Raum zu positionieren. “Wir haben einen offenen Prozess initiiert, innerhalb dessen viele Menschen Zugang hatten zu Theater und Tanz. Demokratisierung, Vielfalt und unterschiedliche Menschen zusammen zu bringen ist für uns sehr wichtig. Es war sehr anstrengend, aber wir haben wichtige neue Erfahrungen gemacht.”
Das Internationale Frauen*Theater Festival wurde von Bárbara Luci Carvalho initiiert und in einem Team mit anderen Künstler*innen weiterentwickelt. Seit Beginn hatte das Festival jeweils unterschiedliche Themenschwerpunkte, zum Beispiel: “Der Körper als politischer Raum”, “Collective empowerment across borders” oder “Women Performing selves”. Das erste Internationale Frauen*Theater-Festival vor fünf Jahren war entscheidend für Bárbara Luci Carvalhos Karriere und ihr Leben in Deutschland.
Es war wichtig für Bárbara Luci Carvalho, das feministische Projekt innerhalb des Theaterkollektivs zu positionieren. “Es geht darum, diese Themen überall zu behandeln, nicht nur unter Frauen*. Es ist wichtig, dass wir ein Festival haben, das Frauen* in der Darstellenden Kunst sichtbar macht und ihre Präsenz innerhalb von Gruppen stärkt. Ich bin überzeugt und sehe, dass es heute, nach fünf Jahren, viel mehr Solidarität und Verständnis gibt, auch wenn noch ein weiter Weg vor uns liegt.”
Genau der richtige Punkt für die Frage: Was ist für dich Erfolg? “Erfolg? Für mich ist Erfolg vor allem wenn ich glücklich bin. Wenn ich mit mir selbst in all diesen Veränderungsprozessen einverstanden bin, weil ich gegeben habe, was ich geben konnte. Und weiß: Bárbara, das hast du gut gemacht! Ich liebe dieses Gefühl. Ich habe hohe Erwartungen an mich selbst. Und inzwischen habe ich gelernt, mich zu lieben und zu akzeptieren. Ich denke, das ist sehr erfolgreich.” Bárbara Luci Cavalho muss sich nicht nur in ihrer Rolle als Frau, sondern auch als Frau außerhalb ihres kulturellen Kontexts positionieren. “Meine Geschichte ist eng verbunden mit dem Bild meines schwarzen Körpers in einer weißen Gesellschaft. Das produziert viel Druck gegenüber mir selbst. Ich musste lernen zu akzeptieren, dass ich so wie ich bin, hierher gehöre.” Es hat gedauert, bis Bárbara Luci Carvalho sich diesen Themen stellen und sie vor einem Publikum öffentlich machen konnte. Wie politisch ist es, den eigenen Körper zu präsentieren und und darüber zu sprechen?
Diskriminierung und Sexismus sind nicht nur persönliche Erfahrungen. Sie sind ein gesellschaftliches Problem. Das Internationale Frauen*Theater-Festival ist für Bárbara auch eine Möglichkeit, das zu thematisieren. “Ich habe schwarze Künstlerinnen eingeladen und gefragt: Erzähl mal, wie ist Dein Leben? Wie kannst du produzieren? Hast du alles, was du brauchst? Das ist für mich eine Möglichkeit etwas für Frauen* in der Darstellenden Kunst zu verbessern. Im Rahmen des Festivals zeigen wir unsere Projekte, auch unsere Professionalität und unsere Qualität. Aber wir wollen auch eine Plattform für kritisches Denken und Reflexion schaffen und in Workshops und Gesprächen behandeln, welche unterschiedlichen Erfahrungen von Unterdrückung wir als Frauen* haben. In Afrika oder in Brasilien oder in Frankfurt oder München – Frauen* kämpfen überall für Gleichberechtigung.“ Wenige Tage nach unserem Interview ist Bárbara wieder unterwegs: zu einer Tanz-Weiterbildung im Senegal.
Im Palmengarten. Es ist April und es schneit. Mit Patricia Germandi führe ich ein Gespräch über Sehgewohnheiten und Vergänglichkeit. Patricia Germandi ist die Leiterin für Kommunikation und Veranstaltungen im Palmengarten. Wir fragen nach dem Anknüpfungspunkt zum Thema Kultur. Würde sie das, was Sie tut, als Kulturarbeit bezeichnen?
Spricht man von Kultur, denkt man gerne an Kunst. Patricia Germandi ist Biologin. Als Biologin kann man den Begriff Kultur auch ganz anders definieren. Der Palmengarten vereint Pflanzenkulturen aus aller Welt. Patricia Germandi betreut nicht nur die Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, sondern ist auch für Veranstaltungen, Ausstellungen oder Konzerte im Garten verantwortlich. Auch im Sinne der Künste hat der Palmengarten eine lange Tradition. So steht im Garten ein wunderbarer Musikpavillon, der bekannt für seine Jazz- und Blueskonzerte oder Opernaufführungen ist, es gab auch mal eigenes Orchester und sogar einen Musikdirektor. In diesem Jahr wird der Palmengarten 150 Jahre alt. Bereits zu Beginn war das Ziel, mit dem großen neuen Garten einen öffentlichen Raum zu schaffen: Ein gesellschaftliches Forum, wo Menschen Schönes erleben, flanieren und Pflanzen betrachten, aber auch Musik hören konnten. Zusammen mit der neuen Direktorin Katja Heubach hat sich Patricia Germandi zum Ziel gesetzt, im Palmengarten beide Bereiche stärker zu verzahnen, interdisziplinär zu denken und Kultur im klassischen Sinne von Musik, bildender Kunst oder Literatur mit den Themen des Gartens in einen Dialog zu bringen. “Das ist für mich eine sehr facettenreiche Möglichkeit, Kultur im Garten sichtbar und erfahrbar zu machen.”
Patricia Germandi war immer schon sehr an Kunst interessiert. Gleichzeitig gab es für sie keinen schöneren Ort als das Ginnheimer Wäldchen. Nach einer Ausblidung zur Werbekauffrau war klar: Es fehlt der Inhalt, nämlich die Natur. Und so folgte ein Biologiestudium.
Später, in der Wissenschaftskommunikation im Senckenberg Museum, war es ihre Aufgabe Naturthemen für die Öffentlichkeitsarbeit und für Ausstellungen aufzubereiten. Bevor Patricia Germandi in den Palmengarten wechselte, hat sie im Museum Sinclair-Haus Bad Homburg – einer Kulturinstitution, die mit dem Schwerpunkt Natur und Kultur nahezu einzigartig ist – in einer vergleichbaren Position gearbeitet. “Projekte, die Kunst- mit Naturpädagogik interdisziplinär verzahnen: Dadurch hat das, was schon immer in mir geschlummert hat, seine erste logische Konsequenz bekommen.” Inmitten von Kunsthistoriker*innen und -pädagog*innen musste sie jedoch zunächst eine neue Sprache lernen und sich an eine andere Denkweise gewöhnen. Ein Perspektivwechsel.
Auch im Palmengarten hat man sich immer schon bemüht, Brücken zu bauen zwischen den Blumen-Schauen und Kunst-Ausstellungen. “Aber man war sich kaum bewusst wie bereichernd das Miteinander sein kann. Naturwissenschaft, Philosophie, Kunst arbeiten heutzutage viel enger zusammen, versuchen durch verschiedene Sehgewohnheiten neue Pfade zu betreten. Gemeinsam auf Dinge zu blicken, die man alleine nicht sehen kann.” Die Erfahrungen zeigen, dass es nicht immer ganz einfach ist, neue Wege zu gehen und Sehgewohnheiten zu hinterfragen.
“Ein Garten ist immer eine gestaltete Landschaft und deswegen kann auch die Kunst sich positionieren. Und weil die Kunst anders ist, macht sie was mit uns und unseren Sehgewohnheiten.” Ein anderes spannendes Thema in diesem Zusammenhang ist die Vergänglichkeit. Unsere Sehgewohnheit sagt: tolle Blumenschauen, täglich frische Pflanzen, nichts Verwelktes. Alles soll perfekt aussehen. Und wenn ein künstlerisches Projekt sich mit dem Vergehen, mit dem Verwelken beschäftigt? “Das ist für Gärtnerteam wie Palmengartenpublikum ganz schwer auszuhalten.”
Die Vergänglichkeit und das Verwelken sind Teil der Natur. Wenn die Vergänglichkeit nicht wäre, würde nichts Neues entstehen. Zum Beispiel die Insektenwiese. Natürlich sieht es dort nicht immer schön aus. Die Insektenwiese ist, wenn sie nicht gerade blüht, erstmal irritierend. Für Patricia Germandi gilt es das Publikum zu überzeugen, dass auch dies eine eigene Ästhetik hat. Und nicht nur der Frühling, wenn Narzissen und Tulpen ihre Köpfchen aus der Erde strecken und alle sich über die Farbenpracht und das Leben freuen. Auch das neue Blüten- und Schmetterlingshaus stellt ökologische Fragen: Kann man es heute noch verantworten, einen so hohen Energieaufwand zu betreiben, um regelmäßig Schmetterlinge schlüpfen zu lassen? Der Palmengarten begreift es als Chance, sich mit dem Thema Ökosystemleistungen zu beschäftigen, Blüten und Bestäuber als ein ökologisches Thema zu definieren und völlig neu aufzuarbeiten. “Wir betrachten das Blüten- und Schmetterlingshaus als ein Zugpferd, mit dem wir in den Garten locken, um darüber das Publikum auch an die bestäuberökologischen Themen der neuen Informationsausstellung heranzuführen.”
Mich interessiert, ob aus der momentanen Pandemie-Situation heraus neue Projekte entwickelt werden, die auch langfristig interessant sind. “Ja, denn unsere Sehgewohnheiten haben auch viel mit Wahrnehmung zu tun. Und die Natur bietet sich dafür an, verschiedene Sinne zu locken.” Klangkunst zum Beispiel komme sehr gut an beim Publikum und sei eine Chance, den Außenraum neu hörbar zu machen: Wie klingt ein Baum, der wächst? Oder eine Rose kurz vorm Erblühen?
Patricia Germandi sieht sich als Brückenbauerin zwischen dem gärtnerischen Team, Künstler*innen und dem Publikum. “Man geht heute viel philosophischer an die Themen heran. Wir müssen nicht immer skulptural denken, wir können uns den Themen auch mal performativ oder diskursiv nähern. Uns weiter öffnen, mehr in offene Prozesse wagen.” Auch die Verbindung von Naturwissenschaft und Biologie, Kommunikation und Kunst darf sich noch weiter entwickeln.
Für Patricia Germandi sind digitale Projekte nur eine vorübergehende Lösung. Sie möchte Menschen mit unterschiedlichen Denkweisen, aus verschiedenen künstlerischen Sparten, aus philosophischen und naturwissenschaftlichen Kontexten, aber auch der Politik und der Wirtschaft einladen und eine regelmäßige Talkreihe etablieren. Die Talks sind als Werkstattgespräche gedacht, die auch in Projekte oder in eine weitere Zusammenarbeit münden können. Das sind die Wünsche, die Patricia Germandi umtreiben. Zu überlegen, was man daraus gewinnen könnte und vor allem ergebnisoffen in die Gespräche zu gehen.
Was bedeutet für Dich Erfolg? “Für mich ist Erfolg, wenn ich am Ende eines Projektes viele zufriedene Menschen sehe, die ich mitnehmen konnte auf eine gemeinsame Reise. Etwas auszuprobieren, einen neuen Weg einzuschlagen und am Ende von mir selbst und von allen anderen überrascht zu werden.”
Ein bisschen wie ihr Leben. Viele Ideen, ein bunter Lebenslauf. “Meine Eltern haben gesagt: Was willst du damit jetzt noch, Kind? Und meine Oma: Botanik? Willst Du Palmengartendirektorin werden?” Dass sie tatsächlich im Palmengarten landen würde, hätte Patricia Germandi nicht gedacht. “Das ist für mich Erfolg. Etwas zu erreichen, das ich gar nicht angestrebt habe.” Letztendlich ist es aber auch keine Überraschung, sondern hat die vielen Kompetenzen und Interessen von Patricia Germandi konsequent zusammengefügt.
Im Atelier von Carolin Kropff. Gemeinsam planen wir eine Veranstaltungsreihe, die eigentlich heute starten sollte und die wir aufgrund des zweiten Lockdowns der Corona-Pandemie absagen mussten. Schön, dass wir stattdessen am gleichen Ort das Interview führen. Dieser Raum ist nicht nur Carolin Kropff’s Atelier, sondern heißt Studiospace Lange Strasse 31. Der Anfang liegt mittlerweile vier, fünf Jahre zurück, als die Künstler*innen des Ateliers anfingen vor Ort Ausstellungen zu organisieren.
Das erste Projekt fand noch im gesamten Atelier statt. „Für mich war es zum ersten Mal, dass ich mich mit der Organisation einer Ausstellung beschäftigt habe. Das war total spannend.“ Dann entstand die Idee, den kleinen Vorraum mit One-Night-Exhibitions zu bespielen – ein winzig kleiner, nicht mal 10 qm großer Raum, der das Treppenhaus mit dem großzügigen Licht durchfluteten Gemeinschaftsatelier verbindet – und jeweils zwei Positionen gegenüber zu stellen. „Ich verdanke die Idee den Raum wie ein Abteil zu bespielen, in dem sich in kurzer Zeit Unbekannte treffen und in einen Dialog treten, meinem Kollegen Lucas Fastabend. Mein persönliches Interesse war vor allem, Künstler*inen die ich in Dubai kennengelernt habe, mit westlicheren Ideen zu verknüpfen. Für die One-Night-Exhibitions war ich auf der Suche nach Positionen, die mich auch herausfordern.“
Mittlerweile sind die Atelierräume von neuen Kolleg*innen besetzt. Carolin – oder Caro – ist immer noch hier und hat sich entschieden, die Veranstaltungsreihe wieder aufzugreifen. Aufbauend auf die One-Night-Exhibitions hat sie ein Workshop-Format konzipiert und ist auf den Frankfurter Kranz zugekommen. Ein Teil der Künstlerinnen die sie ausgewählt hat, beschäftigen sich mit künstlerischen Techniken, die handarbeitsähnliche Tätigkeiten aufgreifen, die traditionell weiblich belegt sind. Geplant ist eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel MACHEN: Am Tisch sitzen, etwas mit den Händen tun und über dieses Tun miteinander ins Gespräch kommen. „Workshop übersetzt meint die Werkstatt, und die Werkstatt ist ein Raum wo gemacht wird.“
Caro Kropff ist Malerin. Sie hat an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und später an der Städelschule in Frankfurt. Sie hat in Madrid und viele Jahre in Dubai gelebt und die vielen Reisen und Einflüsse anderer Länder haben sicher mit dazu beigetragen, dass sie ihr Atelier jetzt in dieser Form öffnet und die Zusammenarbeit mit Anderen sucht. „Wenn ich male, finde ich es wunderbar, alleine zu sein und meinen eigenen Dialog zu haben, mit den Farben, mit der Kunstgeschichte, mit dem, was ich über Malerei denke. Im Laufe der Jahre habe ich aber gemerkt, dass das ein bisschen ins Leere läuft.“ Die Konfrontation mit einem Betrachter – das kann ein Besucher in der Ausstellung sein, Kolleg*innen im Diskurs oder Teilnehmer eines Workshops – ist für Caro Kropff schon eine künstlerische Praxis an sich. Ein Aspekt, den sie für ihre künstlerische Arbeit sehr wichtig findet.
Carolin Kropff wollte Modedesignerin werden und zunächst eine Ausbildung zur Herrenschneiderin gemacht. „Ich habe drei Jahre bei einem sehr guten und sehr konservativen Herrenmaßschneider richtig ordentliches Herrenschneiderhandwerk gelernt. Das ist eine sehr schöne Arbeit, das zerschneiden von Stoff, daraus dann etwas Dreidimensionales entstehen zu lassen.“ Anschließend hat sie in der Herrenschneiderei des Dortmunder Theaters als Assistentin für Kostümbild gearbeitet und nebenher Akt gezeichnet. Ihr Lehrer Joachim Peter Kastner war Dozent an der Kunstakademie in Düsseldorf und hat ihr empfohlen, sich dort zu bewerben. „Ich hatte von der Kunstakademie Düsseldorf vorher nie gehört – ich komme aus dem Sauerland und habe mit sechzehn zum ersten Mal ein Museum betreten.“ Die Malerschule der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie hat sie geprägt.
Eine radikale Aussage. Malerei und Worte als zwei verschiedene Sprachen zu definieren. Die nicht unbedingt miteinander zu tun haben. Fragen nach dem reinen Kunstwerk, dem autonomen Kunstwerk.... Aber auch: Wann wird Malerei zur Illustration? Oder wann macht sich ein Bühnenbild frei von der Textvorgabe? Diese Fragen waren für Caro Kropff sehr schwer zu beantworten.
„Mittlerweile glaube ich, dass das so nicht stimmt. Oder andersrum gesagt: Natürlich kann man eine Malerei so aufbauen, dass sie sich nur mit der malerischen Grammatik beschäftigt. Aber wenn ich das Verhältnis zum Betrachter suche, lasse ich mich auf eine menschliche Ebene ein und frage danach, was den Menschen interessiert. Zum Beispiel Geschichten. Das habe ich in Dubai wieder neu kennengelernt.“
Caro hat fünf Jahre in Dubai gelebt. In der muslimischen Kultur spielt das Geschichtenerzählen eine große Rolle. Eine nomadische Gesellschaft, in der Materielles hindernd sein kann und Immaterielles wertvoll. „Jemand hat mir das Buch Paradise Lost von John Milton empfohlen, und ich habe erkannt, wie viele Künstler sich mit den großen Geschichten der Menschheit beschäftigt haben. Ich habe mich auch in die Mythologieforschung vertieft. Das alles hat mir erlaubt, mich der figurativen Malerei und dem Geschichtenerzählen ganz anders zu öffnen.“
Caro Kropff hat angefangen, zum Thema Adam und Eva zu arbeiten. Als Menschheitsgeschichte, aber auch als Ur-Thema. Und hat dann in Dubai Felicity Browns kennengelernt, Fashiondesignerin und Künstlerin. Eine Begegnung, die viel bewegt hat. „Wir haben begonnen, zusammen zu arbeiten und gemeinsame Interessen zu entwickeln. Wir sind zusammen nach New Mexico gereist, eine Adame&Eve-Journey. Wir haben Symbole fast kindlich auf Stoffe aufgemalt, zerschnitten, Leute gefragt, ob sie diese tragen wollen...“ Es ging darum, nicht für einen abstrakten Besucher zu arbeiten. Sondern in die Öffentlichkeit zu gehen, auf die Straße, und den Betrachter dort zu finden. In der Zusammenarbeit mit Felicity Brown hat Caro Kropff begonnen, auf Stoff zu malen – „Ich bin ja Schneiderin, habe mit Stoff gearbeitet. Aber auf Stoff zu malen, die Idee ist mir gar nicht gekommen. Ich konnte die Malerei und das arbeiten mit Stoffen plötzlich verbinden.“
In all diesen Geschichten wird deutlich, wie wichtig der Austausch ist. Es geht auch darum, aus der Einsamkeit des Ateliers zu entfliehen und die Konfrontation zu suchen, die nicht unbedingt nur der Betrachter sein muss. Sondern auch eine andere Künstler*in sein kann, mit der eine gemeinsame Arbeit entsteht. Carolin Kropff interessiert sich für die Idee, das man gemeinsam viel größer denken kann, als wenn man alleine ist. Dass man ganz woanders hinkommt, wenn man sich auf Gemeinschaft einlässt.
Gutes Schlusswort. Connecting fasst alles zusammen. Oder auch co-laborare – zusammen arbeiten. Womit wir wieder beim MACHEN sind.
Fast vergessen – heute ganz zum Schluss: Was bedeutet für Dich Erfolg?
„Für mich ist Erfolg, wenn ich es schaffe, jemanden mitzunehmen. Wenn ich es schaffe, weiter zu geben, dass Kreativität ein Ausdruck von Lebensfreude ist und mein Gegenüber sich dann traut, selbst kreativ zu werden.“
Das Interview führen wir in Oberrad, nahe den Grüne Soße-Feldern. Zwischen Frankfurt und Offenbach. Grit Weber arbeitet in Frankfurt, wohnt in Offenbach. Was findet sie so besonders an diesem Ort, den sie täglich auf ihrem Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad durchquert?
Hier kreuzt sich Städtisches mit Ländlichem. Hier kann man nachvollziehen, wie früher stadtnahe Gärten zur Versorgung der Bevölkerung dienten. „Ein Anachronismus, der fast noch wie im 19. Jahrhundert anmutet.“ Im Ballungsgebiet Rhein-Main, wo ein großer Druck auf die Vermarktung von Flächen herrscht, ist das sicher eine Besonderheit. Die Grüne Soße-Felder tragen aber auch zum Selbstverständnis von Frankfurt und Offenbach bei. „Städte sind nicht nur eine Summe von Einzelheiten, sondern haben immer auch einen kommunalen Geist. Dieser Geist ist nicht nur immateriell, er muss auch eine lokale Verankerung, einen Ort finden.“
Wie fast immer mit Grit Weber sind wir bald mitten in einem kulturanthropologischen Diskurs. Und haben den Bogen gespannt zu ihrem Studium: Kunstgeschichte, Kulturanthropologie und Kunstpädagogik.
An der Kulturanthropologie interessiert sie die Perspektive, die sich aus der soziologischen und ethnologischen Forschung speist. „Ich habe zum Beispiel verstanden, wie grundlegend Herkunft für die eigene Biografie ist. Und dass man mit Herkunft produktiv umgehen kann.“
Grit ist in Dresden geboren und aufgewachsen und hat dort bis 1991 gelebt. Beide Eltern kommen aus eher einfachen Verhältnissen, aber es war für beide immer selbstverständlich ins Theater, in Konzerte zu gehen oder in die Gemäldegalerie. „So haben meine Schwestern und ich einen ganz selbstverständlichen, alltäglichen Zugang zur Kultur bekommen ohne bildungsbürgerlichen Druck.“
Grit Weber ist seit fünf Jahren stellvertretende Direktorin und Kuratorin für Design, Kunst und Medien im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt. Was bedeutet das kulturanthropologische Verständnis für ihre jetzige Tätigkeit?
Inwiefern beeinflusst ihr Denken den Umgang mit den Designexponaten im Museum? „Schon stark. Ich denke eher in Prozessen und glaube, dass Festschreibungen nur temporär sind.“ Also nicht in Dingen? Wenn ich Design höre, denke ich zunächst an einen Gegenstand... „Genau. Darin manifestiert sich viel, aber ein Gegenstand kann immer auch mehrere Erzählungen haben. Design ausschließlich formalästhetisch zu betrachten wäre sehr langweilig und entspricht nicht seinem Wesen. Design hat immer auch einen Produktionszusammenhang, ist eine Ware, wird benutzt, und auch wieder entsorgt. Es gibt Nutzungskaskaden von Objekten und vielfältige Bedeutungen. Das finde ich interessant, den dynamischen Aspekt.“
Zu ihren Verantwortlichkeiten im Museum gehört auch der Bereich Provenienzforschung. Die Aufgabe eines Museums ist sammeln, forschen, bewahren und vermitteln. „Im Fall der Provenienzforschung entsteht ein Konflikt zwischen dem Sammeln und dem Forschen – aber nicht zwischen dem Forschen und dem Vermitteln.“ Das Ergebnis der Forschung kann dazu führen, dass Objekte restituiert, also aus der Sammlung heraus genommen werden müssen. Bevor man ein Konvolut restituieren muss, kann gemeinsam mit der Provenienzforscherin eine Ausstellung oder Veranstaltung dazu organisiert werden. „Aktuell gibt es eine neue Qualität von musealem Umgang, der den Schwerpunkt weniger auf das materielle ‚haben wollen’ legt, sondern eher auf das immaterielle ‚wissen wollen‘.“
Grit Weber ist seit drei Semestern Lehrbeauftragte für Design- und Kulturgeschichte an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden und hat vor ihrer Tätigkeit im Museum freiberuflich als Kuratorin und Journalistin gearbeitet und für verschiedene Kunstzeitschriften geschrieben, u.a. das Kunstbulletin aus der Schweiz. Aber vor allem hat sie viele Jahre als Chefredakteurin für das art kaleidoscope in Frankfurt gearbeitet. Was hat sie an dieser Aufgabe gereizt? „Das art kaleidoscope ist eine lokale Kunstzeitung, ein Format innerhalb dessen viel möglich ist. Ein Anlass, mit vielen Leuten zu sprechen und sich mit einer Vielzahl von Themen zu beschäftigen. Eine Aufgabe, die Türen öffnet zu Ateliers und Sammlungsbeständen in Depots, die zunächst nicht öffentlich sind.“ In den zehn Jahren ihrer Tätigkeit für das art kaleidoscope hat Grit Weber die gesamte Kulturszene Rhein Main durchpflügt, hat über die Werke zeitgenössischer Künstler*innen und über kulturhistorische Ausstellungen geschrieben – und sich ein großes Netzwerk aufgebaut.
Was bedeutet für Dich Erfolg? „Erfolg ist für mich sehr persönlich. Aus der eigenen Motivation heraus viel von dem zu erreichen, was man sich vorgestellt hat. Erfolg ist ein Prozess. Ein einziges Lebensziel wäre mir zu groß.“ Aber Erfolg ist auch eine individuelle Deutung – ist es öffentlicher Erfolg? Ein allgemein anerkannter Erfolg?
„Ich habe auch zehn Jahre einen handwerklichen Beruf ausgeübt und diesen Beruf immer wieder gerne gemacht. Das ist Erfolg.“ In ihrem Beruf als Zahntechnikerin hat Grit Weber eine unglaubliche Präzision gelernt, die sie bis heute auszumachen scheint und die vielleicht auch ihr Denken bestimmt: Die Präzision, mit der sie einen Gedanken aufgreift und weiter verfolgt. Oder wenn sie davon spricht, wie sie auf ihrem Balkon eine Rose geschnitten hat. All das ist mit einer unglaublichen Konzentration verbunden.
Warum Zahntechnik? In dem Umfeld, in dem Grit aufgewachsen ist, war es im Alter von 15 üblich, eine Vorstellung von seinem künftigen Beruf zu haben. Da ist man noch sehr jung. „Mein Vater hat gesagt, je akademischer ausgebildet, desto näher kommt man dem politischen System der DDR. Bleib unauffällig, mach was Handwerkliches, halte Dich fern von den Machtstrukturen.“ Jetzt ist Grit in einer Position, in der sie eine (kultur-) politische Haltung haben muss. „Ich reflektiere natürlich meine Herkunft, bewerte meine eigene Geschichte immer wieder neu. Meine Eltern waren ja nicht unpolitisch, sie haben sich nur nicht öffentlich geäußert. Unter den jetzigen Bedingungen ist diese Haltung für mich überhaupt nicht erstrebenswert.“
Und die nächsten Ziele? Unter anderem zwei sehr interessante Ausstellungsprojekte, die es zu konzipieren und realisieren gilt. Auf die sich Grit Weber sehr freut, weil sie sehr durch ihr Denken und ihre Arbeit geprägt sein werden. Bei einem dieser Projekte wird es um das Thema Handwerk gehen. Ein persönliches Thema, und ihr Anliegen, aus der aktuellen Perspektive einen neuen Blick darauf zu werfen. Die Ausstellung soll auch die Felder Design und Handwerk, Produktion und Gesellschaft miteinander verbinden und die Wechselbeziehungen in den Vordergrund stellen. Eben die Zwischenfelder, für die sich Grit interessiert.
Zum Schluss möchte ich den Bogen spannen zurück zur Grünen Soße und überlege, ob die Oberräder Felder nicht auch Zwischenfelder sind, Dinge zueinander in Beziehung setzen... Wie und wann ist Grit Weber nach Frankfurt gekommen? Aus Zufall. Wie (fast) alle. Gefällt es Dir hier?
„Ich bin der Arbeit wegen von Dresden nach Wiesbaden gekommen, und aus Neugier. Dann habe ich in Frankfurt studiert und gearbeitet. Frankfurt ist struppig, rätselhaft, disruptiv.“ Disruptiv? Disruptives Denken meint ein Denken in grundlegenden Veränderungen und radikalen Perspektivwechseln. „Innerhalb von Widersprüchen kann es ein gutes und richtiges Leben geben. Es muss nicht immer alles in einer harmonischen Beziehung zueinanderstehen.“
Und mir gefällt Grits Denken und ihre Ausdrucksweise. Am Ende entscheiden wir uns doch für ein anderes Fotomotiv: Nicht für die Gewächshäuser und die Felder mit den Kräutern der Grünen Soße, Frankfurts Hochhaustürme im Hintergrund. Sondern für die Fassadendekoration eines Handwerkunternehmens.
Update 2022
Die Ausstellung Mythos Handwerk wurde im April 2022 im Museum Angewandte Kunst eröffnet – und ist sehenswert!
www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/museum-angewandte-kunst-in-frankfurt-mythos-handwerk
Das Fotoshooting haben wir schon vor einiger Zeit gemacht. Im Schauspiel Frankfurt, in der Panorama Bar. Ein großartiger Ort, auf den Scheiben des transparenten Kubus flirren die Fassaden, über uns das metallene Wolkenmeer, draußen die Stadt. Dann kam Corona über uns und über die gesamte Kulturszene Frankfurts. Wir führen das Interview online, unterhalten uns von Homeoffice zu Homeoffice. Das geht gut, denn wir kennen uns seit knapp zwei Jahren und sind schnell mitten im Gespräch.
Darüber sind wir uns einig. Und stellen fest, dass unsere erste Kooperation bereits in die Wege geleitet wurde, bevor wir uns persönlich kennengelernt haben. Für die Finissage der Ausstellung Damenwahl! 100 Jahre Frauenwahlrecht im Historischen Museum haben der Frankfurter Kranz und das Schauspiel Frankfurt gemeinsam einen Salonabend mit historischen Gästen konzipiert. Die Idee war da, ich war auf der Suche nach einer Kooperation mit Schauspielerinnen, und mein Frankfurter Netzwerk hat mir Christina Lutz zugespielt.
Hauptberuflich arbeitet Christina Lutz am Schauspiel Frankfurt. Als Referentin der künstlerischen Betriebsdirektion und Verantwortliche für Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Dabei ist sie sowohl für Produktionen, die in das Haus eingeladen werden zuständig, als auch für Gastspiele des Schauspiel Frankfurt in anderen Städten. Zusätzlich betreut sie Stiftungen, die langfristig angelegte Projekte des Hauses finanzieren, recherchiert und akquiriert aber auch Drittmittelförderer für Gastspiele und Sonderveranstaltungen. Die künstlerische Betriebsdirektion ist verantwortlich für die Koordination aller finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen – Voraussetzung dafür, dass ein Theaterstück aufgeführt werden kann. Ein Theater ist ein großer Betrieb, Christina nennt ihn eine Stadt in der Stadt. „Alles muss genau passen. Wenn ein Zahnrad nicht ins andere läuft hakt die gesamte Jahresplanung.“ Das künstlerische Betriebsbüro ist der organisatorische Koordinator eines großen Teams aus Dramaturgie, Presse und Marketing, technischen Abteilungen wie Bühnentechnik, Ton und Beleuchtung und Werkstätten: Schreinerei, Schlosserei, Maske, Gewand. Die Metapher einer Stadt gefällt mir. Das öffentliche Leben in der Stadt entspricht der Bühne, im Hintergrund sorgen Fabriken, Werkstätten und Verwaltung dafür, dass alles läuft.
Aber wir möchten nicht nur über das Schauspiel sprechen. Wie ist Christina Lutz zum Theater gekommen? Christina Lutz hat Schulmusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt studiert. Hauptfach Klarinette und Schwerpunkt Chorleitung. Nach Praktika beim Ensemble Modern und an den Münchner Kammerspielen war klar, dass sie am Theater arbeiten will. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Schulmusikstudium studierte sie Theater- und Orchestermanagement, ebenfalls an der HfMdK Frankfurt. Es folgten Engagements in München (Münchner Kammerspiele) und Bochum (Schauspielhaus Bochum). Jetzt, in Frankfurt, hat sie erstmals die Gelegenheit auch eigene Projekte zu realisieren. Von der Musik zum Theater. Man kann sagen, es war ein Quereinstieg. Dennoch gibt es für Christina immer eine Verbindung zur Musik.
Sie vergleicht das Hören eines Textes auf der Bühne mit dem eines Symphonieorchesters: Heraushören von Interpretationen und einzelnen Wendungen in der Stimme. Eine Wahrnehmung, die sehr stark geprägt ist durch das Gehör. Christina Lutz konzipiert am Schauspiel Frankfurt aber auch eigene Stücke, zusammen mit der Schauspielerin Katharina Bach, und setzt sie um. Zum Jubiläumsjahr Hundert Jahre Frauenwahlrecht hat sie in den Kammerspielen gemeinsam mit Katharina Bach und Judith Kurz einen Tony-Sender-Abend inszeniert. Eine szenische Lesung mit fünf Schauspieler*innen über eine Frau, die in Vergessenheit geraten ist.
Es folgte eine szenische performative Lesung, konzipiert ebenfalls mit Katharina Bach, mit vier Schauspieler*innen zum Stonewall-Aufstand in New York. Der Abend zu der Geschichte des Christopher Street Day schildert die Ursprünge in New York, spannt den Bogen nach Frankfurt, bezieht historisches Filmmaterial sowie Interviews und zeitgenössische Texte mit ein. Entstanden ist eine Collage zu der Frage: Wo stehen wir heute?
Christina Lutz möchte gesellschaftliche Milieus sichtbar machen, die wenig präsent sind auf deutschen Bühnen. „Es geht auch darum, keine zu Angst haben und Konflikte auszuhalten. Unsere Gesellschaft ist keineswegs so offen und plural wie es scheint.“ Für ihre eigenen Produktionen am Schauspiel hat Christina keine Theaterstücke ausgewählt und umgesetzt. Es sind Zeitstimmen, historische und zeitgenössische Texte. Das ist ein bestimmter Stil. Die Themen, die Christina am Schauspiel initiiert haben zum Ziel, etwas zu entwickeln, das über den Status quo am Theater hinausgeht. Die Auswahl der Texte sucht auch eine Konfrontation mit dem Publikum.
Christina, was heißt für Dich Erfolg? „Erfolg ist eine Gefühlssache. Wenn ich frei bin in meinen Entscheidungen, und am Ende des Projektes mit mir selbst innerlich im Reinen. Mit mir selbst und dem Team.“ Schöne Definition. Christina Lutz liebt die Kooperation, das arbeiten im Team, die Spannungen in einer Gruppe, und das aus dem, was einzelne beitragen, etwas Neues, Ganzes wird.
Der Musik ist Christina immer treu geblieben. Im Schauspiel hat sie einen Chor gegründet. „Wir haben in Frankfurt die Idee des Weihnachtslieder-Auffrischungsseminars aus Bochum übernommen und einen Mitarbeiter*innenchor gegründet.“ Inzwischen probt der Chor das ganze Jahr. „Es macht total viel Spaß, man kann eine sehr intensive Verbindung aufbauen mit der Gruppe. Im Chor kommen alle Abteilungen zusammen: Verwaltungsangestellte, Schauspieler*innen, Bühnentechniker*innen, Azubis.... Alle, die Lust haben, dürfen mitmachen. Und es ist schön zu beobachten wie Leute, die seit Jahren am selben Haus arbeiten, sich endlich auch persönlich kennenlernen.“
Aber das ist immer noch nicht alles. Wir machen langsam den Sprung über das Theater hinaus: Christina macht auch neben ihrer Tätigkeit am Schauspiel weiter Musik. Sie spielt im Uni-Orchester Frankfurt. Klarinette. Zudem spielt sie in unregelmäßigen Abständen in einem Quintett. Und engagiert sich bei DEN VIELEN Frankfurt als Koordinatorin. Und weil das alles noch nicht genug ist, studiert Christina Lutz. Nebenbei. Oder wieder. Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft und Soziologie. Christina engagiert sich auch kommunalpolitisch, besonders in der Kulturpolitik. „Mich interessiert, wie alles zusammenhängt. Wie Gesellschaft sich verändert, wie Politik, Institutionen und Staat sich entwickelt haben, welche Theorien es gibt. Es entstehen viele neue Fragen. Ich finde, man hat nie ausgelernt.“ Das hilft Strukturen, innerhalb denen man arbeitet, sich bewegt und agiert, mit einem Blick von außen zu hinterfragen und zu durchdringen.
„Auch Veränderung von Strukturen. Deshalb ist Strukturwandel in der Politik, in der Gesellschaft, aber auch in der Verwaltung spannend für mich. Was das Theater betrifft, stellt sich für mich die Frage: Ist das noch zeitgemäß?“ Natürlich ist ein Theater ein riesengroßer Apparat, der klar definierte Verwaltungsstrukturen braucht, um überhaupt zu funktionieren. „Für mich heißt Strukturwandel deshalb nicht nur auf die Verwaltung zu schauen, sondern besonders im künstlerischen Part die Frage nach neuen Wegen zu stellen: Mehr Öffnung zulassen, Teams einsetzen, Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen.“
Transparenz, Offenheit, der Bezug zur Stadt und zur aktuellen Gesellschaftspolitik sind die Themen, die Christina Lutz beschäftigen. Mir scheint in der Panorama Bar sind wir dafür genau am richtigen Ort. Letzte Frage: Neue Projekte in Planung? Am Schauspiel oder außerhalb? Die Antwort lautet: „Themen haben wir!“
Update 2022
Christina Lutz arbeitet nur noch projektbezogen für das Schauspiel und hat dort die Veranstaltungsreihe Transformation(en) – Bühne für eine Gesellschaft ohne Diskriminierung konzipiert. Derzeit ist sie außerdem verantwortlich für die Künstlerische Produktionsleitung des Festivals Politik im Freien Theater, das im Herbst 2022 und dem Motto MACHT in ganz Frankfurt stattfinden wird.
www.mousonturm.de/festivals/politik-im-freien-theater-2022
Der Projektraum Orbit24, zugleich das Atelier von Eva Weingärtner und DeDe Handon, liegt hoch über Frankfurt-Fechenheim in der Orber Str. 24. Ein Openspace mit großer Fensterfront und einer leicht erhöhten Küchenbar. Dazu zwei Arbeitsräume, die auch für Ausstellungen genutzt werden können. Wir treten auf die umlaufende Terrasse, gucken in den Himmel und sind mitten im Gespräch - über die Verstrickung der rechten und der linken Gehirnhälfte oder darüber, warum man beim stricken so gut zuhören kann. Das ist ein schöner Anfang.
Der Name Orbit hat sich aufgedrängt. Ein Penthouse ganz oben auf dem einzigen Hochhaus weit und breit, inmitten eines Industriegebiets. Da ist man dem Himmel am nächsten. Das gemeinsame Atelier war für Eva Weingärtner und DeDe Handon mit dem Wunsch verbunden, nicht nur die jeweils eigenen Arbeiten zu verfolgen, sondern sich auch mit Themen auseinanderzusetzen die beide interessieren. Gemeinsam auf Themen schauen – und das am besten von außen, von oben. Auch dafür steht Orbit.
Das dieser Ort der Projekt- und Arbeitsraum Eva Weingärtner und DeDe Handon werden wird, war schon während der ersten Besichtigung klar. Alles passte gut zusammen. Aber der Projektgedanke musste reifen: Was ist möglich an diesem Ort, können hier zwei Künstlerinnen jeweils ihrer eigenen Arbeit nachgehen und zugleich die gemeinsame Idee in Form bringen?
Orbit24 nicht einfach nur ein Ausstellungsraum, der organisiert werden muss und Eva und DeDe begreifen sich keinesfalls als Kuratorinnen. Orbit 24 ist mehr – ein gemeinsames künstlerisches Projekt. Jede der beiden Künstlerinnen hat ihre künstlerische Autonomie und Identität selbstverständlich beibehalten. Dennoch ist im Laufe des ersten Jahres zu den Veranstaltungen, die beide in ihrem Raum initiieren, eine neue Ebene hinzugekommen: Eva Weingärtner und DeDe Handon arbeiten jetzt auch künstlerisch zusammen. Als Duo. Und beide wollen das auch weiter verfolgen.
Eva Weingärtner hat an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert und setzt sich in ihren Videoperformances meist mit sich selbst und dem (eigenen) Körper auseinander. In jüngster Zeit begibt sie sich auf die Suche nach Gesichtern des Unbewussten: Schreibt Texte, fotografiert und fügt diese Elemente, zusammen mit bestehenden Videoperformances, zu Installationen zusammen.
Im Orbit findet einmal in der Woche ein Performanceworkshop statt, den Eva Weingartner leitet. „Wir setzen uns damit auseinander, wie man über das Medium Performance einen anderen Blick auf die Kreativität bekommen kann.“ Dabei geht es weniger darum, ein künstlerisches Werk zu schaffen, sondern eine neue Form zu finden, um sich auszudrücken. Performancekurse gibt sie seit vielen Jahren, und hat auch an verschiedenen Hochschulen gelehrt, zuletzt in Saarbrücken. Dabei versucht sie immer Orte zu finden, an denen sie präsentieren kann, was sie mit den Gruppen erarbeitet hat. Orbit macht es möglich, diese Kurse eigenverantwortlich anzubieten.
DeDe hat an HBK Braunschweig Malerei studiert. Die Collage ist eine Technik, mit der sie sich derzeit besonders gut ausdrücken kann. Mit Collagen untersucht sie die zeitlichen Bedingungen unter denen sie sich in dieser Welt bewegt. „Ich beschäftige mich auch mit der Flut von Bildern, da spreche ich nicht nur von gemalten Bildern oder Fotos – jetzt im Moment mache ich ja ein Bild, gucke Euch an oder schaue hinaus. Das verortet sich in unserem Kopf.“ DeDe beschäftigt sich damit, welche Teile eines Bildes in Erinnerung bleiben, wie wir das Gesehene verarbeiten und welche Konstrukte dabei entstehen, und sie untersucht in ihren Collagen Verknüpfungen mit dem Gehirn und Strukturen der Synapsenbildung.
Hat dieser Ort, als Raum, in irgendeiner Form die künstlerische Arbeit beeinflusst, verändert, sind neue Themen entstanden? Die Hanauer Landstrasse, die Bahnstrecke, und Flugzeuge die in einer Zweierformation vorbei fliegen – eine Bewegung, die an der Scheibe vorbeizieht und einen gedanklich mitnimmt. Die Weite. An einer Mauer bleiben die Gedanken stecken aber wenn man von hoch oben auf das Leben schaut können sie sich viel freier entwickeln. Das definiert DeDe Handon als Spiritualität. Ein Gefühl für das große Ganze zu bekommen. Wenn der Sturm peitscht oder die Wolken vorüberziehen erliegt man verschiedenen Zuständen. Immer verändert sich etwas, immer ist was in Bewegung.
Natürlich gibt es eine ganze Reihe von Themen, für die sich beide Künstlerinnen interessieren, z. B. (Welt-) Raum und Unendlichkeit, was sicher mit der Lage hoch oben in den Wolken zu tun hat. Aber auch Spiritualität und vor allem der menschliche Körper. Aber sie einfach zu benennen erklärt nicht die zentrale gemeinsame Ausrichtung. Die Geisteshaltung ist das wichtigste, das beide Künstlerinnen verbindet: Offenheit und ein kritischer Blick auf die Welt, Neugier und der Wille, die Dinge differenziert zu betrachten.
Das gemeinsame Projekt Orbit24 bietet den Visualisierungen dieser Themen einen Raum. Ein Anliegen von Orbit ist auch, Künstler*innen und Theoretiker*innen zusammen zu bringen, um Themen mit unterschiedlichen künstlerischen Medien und von verschiedenen Seiten (wissenschaftlich, künstlerisch, theologisch etc.) zu beleuchten. Veranstaltungen, die sich aus der Kunstszene heraus bewegen, und ein bunt gemischtes Publikum das sich aus den verschiedenen Netzwerken rekrutiert. Das finden beide spannend. Auch die Barabende begreifen DeDe und Eva als Teil ihres künstlerischen Projektes: vernetzen, miteinander sein. Auch ohne immer über das Thema Kunst zu sprechen oder über Arbeiten, die im Raum präsent sind. Wichtige Gedanken zu Beginn der gemeinsamen Arbeit waren Fragen wie: „Welche Möglichkeiten haben wir, was können wir hier umsetzen? Was können wir anderen bieten, was mit ihnen gemeinsam machen?“
Eva erinnert sich an ehemalige Ateliers die dazu dienten Arbeiten aufzubauen oder Dreck zu machen, aber immer klein waren oder kalt. Ateliers die sie zum arbeiten kaum genutzt hat weil es zu Hause angenehmer war. Da erschließt sich der Sinn eines Ateliers freilich nicht. Im Orbit24 bedeutet Atelier plötzlich Arbeit mit anderen Menschen, mit der Kunst, und das in einem freien und weit gefassten Sinn.
Es gibt Momente, in denen Eva und DeDe wage um eine Idee kreisen, und dann wird plötzlich ein Thema von außen an sie herangetragen. Es erscheint im Orbit und beiden rufen „Das wollten wir doch schon immer mal machen!“ Das ist der Punkt, an dem ein Thema zum Projekt wird. Dann haben beide das Gefühl, dass alles zusammen gehört: Was man von seinem Leben will oder was man künstlerisch ausdrücken möchte und was im Orbit24 passieren soll.
Was bedeutet für Euch Erfolg?
Eva: Früher war für mich Erfolg bekannt zu sein, das tun zu können, was ich will, auf der finanziellen Basis, die sich durch den Erfolg einstellt. Ein Stern, der leuchtet – das war für mich Erfolg.
Das hat sich in den letzten Jahren radikal gerändert. Heute ist für mich Erfolg, wenn man es geschafft hat, alles auszubalancieren, sich selbst anzunehmen, Raum zu lassen für Lebensqualität, und für das, was Freude macht. Wenn man die Ideale oder die Gedanken über das Leben für die man einsteht beruflich umsetzen kann. Das ist für mich Erfolg.
DeDe: Der Erfolgsgedanke ist wandelbar. Das hat sich in meinem Leben aufgrund von verschiedenen Erfahrungen und zunehmenden Alter verändert. Inmitten der vielen verschiedenen Dinge die einen im Leben begleiten und einem stetigen Wandel unterworfen sind bei sich selbst zu bleiben. Vielleicht authentisch zu bleiben, sich nicht verbiegen zu müssen. Wenn ich das schaffe, dann habe ich Erfolg. Das bezieht sich auf das gesamte Leben, man kann Erfolg nicht nur auf der beruflichen Ebene verankern.
Wobei die künstlerische Arbeit eine besondere Situation ist, weil man die berufliche Tätigkeit und die eigene Person viel weniger streng voneinander trennen kann.
Wir treffen uns in der Bibliothek der Galerie Hanna Bekker vom Rath umringt von Büchern zur Kunst der klassischen Moderne. Aber auch Kataloge zeitgenössischer Frankfurter Künstlerinnen und Künstler sind dabei. Unten in der Braubachstraße klingelt die Straßenbahn.
Das Studium der Kunstgeschichte legt diese Breite nahe. Und auch in der Kommunikation und Vermittlung kann man davon profitieren. Man lernt, irrsinnig viele unterschiedliche Informationen parallel aufzunehmen und so zu filtern, dass eine klare Aussage entsteht.
Isa Bickmann war nicht immer freiberuflich tätig, sondern ist zunächst ganz klassisch in das Berufsfeld einer Kunsthistorikerin eingestiegen. Nach der Promotion und einem Praktikum im Städel Museum folgten Volontariat und Assistenz an der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Dort hat sie Ausstellungen mitkuratiert, Führungen gemacht, Pressearbeit, den Ausstellungsaufbau koordiniert.
Es scheint, als hätten wir unglaublich viele Parallelen. Mich interessiert, wie es zu ihrer freiberuflichen Tätigkeit kam. Hat es sich ergeben? Oder war es eine bewusste Entscheidung? Beides. Das Angebot der Kunstakademie Karlsruhe, den Katalog zur 150-Jahr-Feier redaktionell zu betreuen war der Start in die Freiberuflichkeit. „Nebenbei habe ich weiter für Galerien gearbeitet, Texte lektoriert – eigentlich alles angenommen, womit man Geld verdienen konnte.“ Schließlich kam das art kaleidoscope auf Isa Bickmann zu, bis heute betreut sie den Ausstellungskalender. Zugleich hat sie damit begonnen, Führungen und Galerienrundgänge zu organisieren.
Die Galerienrundgänge organisiert Isa Bickmann eigenverantwortlich für einen festen Kreis von Interessenten. Auslöser war ihre Arbeit in einer Galerie, in der das Element der Vermittlung an ein Publikum völlig fehlte. In den Führungen kann sie sich nicht nur den Inhalten der Kunst widmen, die TeilnehmerInnen interessieren sich ebenso für den Kunstmarkt und die Aufgaben einer Galerie.
Isa Bickmann arbeitet auch kuratorisch. 2019 betreute sie die Ausstellung zum 90. Geburtstag des Frankfurter Künstlers Rolf Kissel und erstellte eine Dokumentation zum 25-jährigen Jubiläum der Interessengemeinschaft der Frankfurter Galerien. Derzeit in Vorbereitung ist ein Ausstellungsprojekt zu den ersten Off-Spaces in Frankfurt in den siebziger und achtziger Jahren. Alle diese Galerien und Ausstellungsräume haben zum Kulturleben nach 1945 beigetragen, die meisten sind heute nicht mehr präsent. Aufgaben, die intensive Archivarbeit beinhalten. Das Material, das man dazu in den Archiven finden kann, ist bei weitem noch nicht erschöpft und bearbeitet.
All das hängt eng zusammen: Die Vermittlung, die Führungen, aber auch die Öffentlichkeitsarbeit und die Ausstellungen. Es geht immer darum, Inhalte an ein Publikum zu kommunizieren. Auch beim Schreiben. Das ist eine Kernaufgabe unserer Arbeit als Kunsthistorikerinnen. Und wieder fährt klingelnd die Straßenbahn vorbei. Das erinnert mich an meinen ersten Job in den neunziger Jahren im Museum für Moderne Kunst nur ein paar Häuser weiter. Im Gegensatz zu Isa Bickmann hatte ich selbst lange das Gefühl der Zerrissenheit, als müsse ich mich irgendwann entscheiden. Heute bilden auch meine verschiedenen Tätigkeiten ein gemeinsames Ganzes und sind inhaltlich miteinander verbunden.
Was bedeutet für Isa Bickmann Erfolg? Ein gelungener Text. Ein inhaltliches Feedback von Leserinnen oder Lesern. KünstlerInnen, glücklich lächelnd, während einer Eröffnungsrede. Eine Teilnehmerin einer Führung, die sagt: Das hat mir gut gefallen, da haben Sie eine schöne Ausstellung ausgesucht. Oder wenn ein Kollege, nachdem er einen Text gelesen hat, beteuert: Du hast mir aus der Seele gesprochen, genau so habe ich das auch gesehen. „Das ist gut. Das ist für mich Erfolg. Finanzieller Erfolg ist in unserer Branche sowieso schwierig.“
Wir sprechen auch über Fragen der Honorierung. Vor allem Frauen leiden oftmals sehr unter der schlechten Bezahlung ihrer freiberuflichen Arbeit in der Kulturbranche. „Wenn ich eine Rede halte, konkurriere ich mit Museumsdirektoren oder Journalisten, die das ihm Rahmen ihrer festangestellten Tätigkeit tun können. Es ist enorm wichtig, dass man die Preise nicht verdirbt. Ich bin rigoros und erwarte das auch von meinen Kolleginnen und Kollegen.“ Es sollte selbstverständlich sein.
Und dann wäre da noch Faust-Kultur. Ein Onlinemagazin, überregional, mit einem Frankfurt-Schwerpunkt. Eine Plattform, die auch dazu beitragen soll, dass Autorinnen und Autoren eine Öffentlichkeit bekommen. Aber auch für Themen, die im Feuilleton keine Chance haben. „Dir brennt ein Thema auf der Seele, Du möchtest unbedingt darüber schreiben - dann tust Du es einfach.“ Neue Artikel werden über einen wöchentlichen Newsletter kommuniziert, den man unentgeltlich abonnieren kann. Faustkultur ist ein Nonprofit-Projekt.
Selbstverständlich muss man auch Pressearbeit machen für Ausstellungen, die man nicht selbst kuratiert hat und Themen kommunizieren, die außerhalb der eigenen Interessenschwerpunkte liegen. Das ist eine große Kunst. Und darin liegt die Professionalität einer Kunstvermittlerin, die im Hintergrund agiert, aber das, was öffentlich wahrgenommen wird, maßgeblich mitbestimmt. Welche ihrer vielen verschiedenen Tätigkeiten liebt Isa Bickmann am meisten? Das Schreiben.
Ein Trafohäuschen voller Graffitis und Plakate. Zwei Türen die man nicht öffnen kann. Genau an der Grenze zwischen Ginnheim und Dornbusch. Greta Gancheva, die seit einigen Jahren in der Platensiedlung wohnt, war sofort fasziniert von diesen Tiny-Haus, von dem keiner wusste wem es gehört und wo die Schlüssel sind. Es wurde zum Auslöser eines Nachbarschaftsprojekts: saloonY.
Mit einer Tasche voller Flyer läuft Greta Gancheva im Viertel umher und spricht jeden an. Sie bewirbt die nächste Veranstaltung, eine Buchpräsentation. Zwei Autorinnen und eine Illustratorin, alle drei mit Migrationshintergrund: Mama Superstar ist eine Sammlung alltäglicher Geschichten, erzählt von Töchtern über ihre Mütter, die als Migrantinnen nach Deutschland gekommen sind. Anekdoten, kulturelle Missverständnisse, oder Differenzen, die die Kinder meistern mussten, wenn in der Schule was schief gegangen war. Oder unbekannte Bräuche, wie Weihnachtsgeschenke oder der Nikolaus. „Dinge die für uns selbstverständlich sind, das hat mich sofort sehr berührt. Auch wenn ich mich sehr integriert fühle, habe auch ich sehr viele Anekdoten erlebt, die auf kulturellen Missverständnissen beruhen.“ Die Buchvorstellung nimmt Greta Gancheva als Anstoß für eine Gesprächsrunde, in der Gäste eigene Geschichten erzählen.
saloonY als Idee gibt es seit Mitte Februar. Es gab zwei Auslöser: Das Trafohäuschen, das direkt vor Ihrem Fenster steht. Und eine Ausschreibung der Partnerschaft für Demokratie – ein Kooperationsprojekt des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten, der Bildungsstätte Anne Frank und des Frankfurter Jugendrings. Das Motto war Bündnisse und Brücken bauen. „Ich hatte das Gefühl, das Trafohäuschen hat etwas mit diesem Thema zu tun. Was mich beschäftigt hat war: Warum steht es da und wird doch nicht wahrgenommen? Dann habe ich umgekehrt gedacht: Was würde geschehen, wenn alle Nachbarn sich für ein vergessenes Trafohäuschen engagieren würden?“ Heute ist saloonY eine Nachbarschaftsinitiative und ein Verein für interkulturellen und interdisziplinären Austausch. saloonY möchte mit Menschen, Initiativen und anderen Vereinen ein demokratisches Bündnis schließen für eine offene, kreative und liebenswerte Platensiedlung in Frankfurt am Main.
„In kürzester Zeit habe ich unglaublich viele Menschen kennen gelernt. Menschen, denen ich täglich begegnet bin und die ich nicht kannte. Aus der Nachbarschaft, aus Institutionen im Stadtteil, auch viele Menschen der Stadtverwaltung, zum Beispiel vom Grünflächenamt.“ Greta lacht. Viele verwobene Fäden, die vorher unsichtbar waren. Auch eine kleine Grünfläche direkt neben dem Trafohäuschen ist einbezogen und soll eine Mini-Wildblumenwiese werden.
Der vollständige Name des Projekts lautet saloonY – Bündnis für Platenstraße 6 qm und ist wie folgt entstanden: SALOON 60 ist eine Veranstaltungsreihe, die Greta Gancheva in ihrem Wohnzimmer initiiert hat. Kein Literatur-Salon, sondern ein Saloon in den ehemaligen Wohnkasernen der amerikanischen Streitkräfte, in den 50er Jahren erbaut. 60 ist die Hausnummer. Das Grüne Y ist eine Planung der Stadt Frankfurt für eine neue Grünverbindung vom Grüneburgpark über die Grünflächen in Ginnheim und im Dornbusch zum Grüngürtel. Und das Trafohäuschen steht mittendrin!
Das Projekt ist offen, es gibt keine klar definierten Ziele. Aber zwei wichtige Regeln: Alles soll vor Ort in der Platensiedlung stattfinden und es sollen niedrigschwellige Kulturangebote sein. Die ersten Ideen hat Greta im Februar zusammengestellt als Grundlage für eine dynamische Skizze die sich jederzeit verändern kann. Langfristig sollen die Ideen nicht von nur einer Person generiert werden, sondern sich aus dem Projekt heraus entwickeln und im Austausch mit den Nachbarn aus der Platensiedlung. Soziokultur. Partizipativ. saloonY hat keinen festen Ort für Veranstaltungen. „saloonY ist ein Nomade. Das gefällt mir, weil wir immer wieder in neuen Konstellationen arbeiten möchten und so eröffnen sich auch neue Räume.“
Greta lebt seit 1993 in Frankfurt, mit 22 Jahren ist sie aus Bulgarien nach Deutschland gekommen. Als Gastarbeiterin mit einem befristeten Vertrag. Ursprünglich wollte sie in der DDR Germanistik zu studieren. 1989, im Jahr des Mauerfalls hat sie Abitur gemacht aber die DDR gab es nicht mehr. Plötzlich war alles anders, ein Riesenbruch. „Ich habe in Bulgarien mit dem Germanistikstudium begonnen. Aber es war sehr schwierig, die Transformationsprozesse haben die Menschen überschwemmt.“ Im Arbeitsamt ihres Heimatortes hat sie nach einer Stelle als Lehrerin gesucht. Dort hing ein Ausgang: In der Bundesrepublik wurden Gastarbeiter gesucht. Für die Gastronomie, den Einzelhandel und vor allem Pflegekräfte. Die Frau, mit der sie das Auswahlgespräch führte, engagierte sie spontan für die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung in Frankfurt. Greta Gancheva sagte zu, unter einer Bedingung: „Wenn ich nach Frankfurt komme, möchte ich dort studieren.“ Sie konnte bereits fließend deutsch. In ihrer Schule unterrichteten Muttersprachler aus der DDR. Sie bezeichnet das als einen der angenehmsten Kulturschocks ihres Lebens: „Ich bin mit 14 Jahren auf das deutschsprachige Gymnasium gekommen und hatte zuvor noch kein Deutsch gelernt. Mein Lehrer war auch gerade angekommen aus Halle-Neustadt und konnte kein Wort bulgarisch. Wir haben uns trotzdem verstanden und das hat uns sehr verbunden. Nach ihm kam ein Lehrer aus Dresden, der uns Brecht vorgelesen hat. All das hat tiefe Spuren in mir hinterlassen.“
Der Vertrag als Gastarbeiterin lief aus, Greta hat einen Studienplatz bekommen und das Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Frankfurt abgeschlossen. 2004 bis 2007 hat sie für das Kulturprogramm des Goethe-Institutes in Sofia gearbeitet, unmittelbar vor dem EU-Beitritt Bulgariens. Danach ist Greta zurückgekehrt nach Frankfurt. „Es gab zu dieser Zeit sehr viele persönliche Veränderungen. In Frankfurt habe ich ein starkes soziales Netzwerk aus Freund*innen, Studien- und ehemaligen Kolleg*innen wiedergefunden. Ich habe Frankfurt privat und beruflich wieder entdeckt.“
„saloonY ist ein weiterer Schritt. Ich habe mich entschlossen hier zu leben, in diesem Viertel.“ Noch läuft das saloonY-Projekt parallel zu ihrem eigentlichen Job. Greta Gancheva arbeitet im Dekanat des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. „Ich finde es sehr beeindruckend, dass ihr freiberuflich agiert. Das erfordert viel Mut und Stabilität. Vielleicht kommt auch für mich eine Wende. Das muss ich noch erkunden.“
Was bedeutet für Greta Erfolg? „Die innere Zufriedenheit. Erfolg ist, bei sich selbst zu bleiben. Bei sich selbst anzukommen.“
Wir machen das Fotoshooting natürlich am Trafohäuschen. Sandra Mann steht mit der Kamera mitten auf der Strasse, im Hintergrund die Bundesbank, Autos rasen vorbei. Greta zieht weiter um Flyer zu verteilen und die kommende Veranstaltung zu bewerben. Die persönliche Ansprache, das funktioniert in der Platensiedlung am besten.